Der Stromnetzausbau kommt voran, aber die Herausforderungen sind groß
Der Ausbau des Stromnetzes in Deutschland schreitet zügig voran, um den steigenden Strombedarf von Wirtschaft, Haushalten und Elektrofahrzeugen zu decken.
Die deutsche Energieversorgung hat sich in den letzten Jahren durch die Energiewende stark verändert. Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, die Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit weiter zu erhöhen.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie hat dazu geführt, dass einige Teilnetze des Stromnetzes an ihre technischen Grenzen stoßen. Der Umbau von einer weitgehend zentralen Stromerzeugung hin zu einer Vielzahl dezentraler Stromerzeuger und der weitere Ausbau und die Erneuerung der Teilnetze sind daher von entscheidender Bedeutung, um den steigenden Strombedarf in allen Regionen sicher zu decken und die Energiewende mit einer nachhaltigen Energieversorgung erfolgreich umzusetzen.
Der Stromnetzausbau ist jedoch mit hohen Kosten verbunden, die letztlich auf die Verbraucher umgelegt werden. Die Strompreise für die Verbraucher werden daher voraussichtlich weiter steigen.
Die Rolle von Elektrofahrzeugen
Elektrofahrzeuge spielen eine wichtige Rolle für den steigenden Strombedarf in Deutschland. Laut einer Studie des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wird die Elektromobilität bis 2030 zu einem Anstieg des Stromverbrauchs um 11,5 bis 14 Prozent führen.
Die steigende Stromnachfrage durch Elektrofahrzeuge führt jedoch nicht nur zu einem höheren Stromverbrauch, sondern auch zu Veränderungen bei der Stromerzeugung und -verteilung.
Elektrofahrzeuge sind Teil des Problems, können aber auch Teil der Lösung sein. Denn sie können als flexible Stromspeicher genutzt werden. Durch eine intelligente Steuerung des Ladens und Entladens von Elektrofahrzeugen kann die Stromnachfrage besser ausbalanciert werden. So können Elektrofahrzeuge zum Beispiel in Zeiten geringer Stromnachfrage aufgeladen werden und bei Bedarf Strom ins Netz zurückspeisen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Kombination von Elektromobilität mit erneuerbaren Energien. Durch den Einsatz von Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen vor Ort können Elektrofahrzeuge mit sauberem Strom geladen werden.
Das schont nicht nur die Umwelt, sondern verringert auch weiter die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Stand des Stromnetzausbaus
Der Stromnetzausbau in Deutschland ist ein wichtiges Thema, denn der steigende Strombedarf von Wirtschaft, Haushalten und Elektrofahrzeugen stellt die Netzbetreiber und ihre Stromnetze vor große Herausforderungen.
Ein Grund dafür ist der Ausbau des Stromnetzes von einer weitgehend zentralen Erzeugung hin zu einer Vielzahl dezentraler Erzeuger. Das bedeutet, dass die Stromerzeugung nicht mehr nur von wenigen großen Kraftwerken, sondern von vielen kleinen Anlagen wie Solar- und Windparks ausgeht. Das erfordert einen komplexen Umbau des Stromnetzes, um die dezentralen Stromerzeuger in das bestehende Netz zu integrieren und den Stromfluss zu steuern.
Das wird teuer: Der Ausbau des Stromnetzes ist für die Netzbetreiber ein kostspieliges Unterfangen, Diese Kosten werden auf die Verbraucher umgelegt und führen zu höheren Strompreisen.
Trotz dieser Herausforderungen kommt der Ausbau des Stromnetzes in Deutschland voran. Die Bundesnetzagentur veröffentlicht vierteljährlich einen Monitoringbericht zum Stand des Stromnetzausbaus. Der Bericht für das dritte Quartal 2022 zeigt, dass 43 Vorhaben aus dem Bundesbedarfsplangesetz und 22 Vorhaben aus dem Energieleitungsausbaugesetz geplant sind und sich in unterschiedlichen Phasen der Umsetzung befinden.
Balkonkraftwerke
Diese kleinen Solaranlagen werden auf Balkonen, Fensterbänken, Hauswänden oder Gartenlauben installiert und können dazu beitragen, einen Teil des Strombedarfs im Haushalt selbst zu erzeugen.
Nach Angaben der Bundesnetzagentur waren im August 2023 rund 300.000 dieser sogenannten Balkonkraftwerke in Deutschland in Betrieb.
Obwohl Balkonkraftwerke eine umweltfreundliche und kostengünstige Möglichkeit zur Stromerzeugung bieten, gibt es auch Probleme mit diesen Anlagen. Die steigende Anzahl von Balkonkraftwerken stellt die Netzbetreiber vor eine weitere große Herausforderung, da diese Balkonkraftwerke mit einer Leistung von bis zu 800 Watt pro Stunde und Anlage nicht vom Netzbetreiber gesteuert werden können. Um das Stromnetz so anzupassen, dass Schwankungen und Überlastungen im Stromnetz vermieden werden, müssen die Netzbetreiber zusätzliche Maßnahmen ergreifen.
Das wird teuer: Auch Balkonkraftwerke sind für die Netzbetreiber ein teures Unterfangen, und auch diese Kosten werden auf die Verbraucher umgelegt, was zu weiteren Strompreiserhöhungen führen wird.
Zentrale versus dezentrale Stromerzeugung
In Deutschland vollzieht sich derzeit ein Wandel in der Stromerzeugung von zentraler zu dezentraler Erzeugung. Dieser Wandel ist eine Folge der Energiewende und des Ausbaus der erneuerbaren Energien. Die dezentrale Stromerzeugung hat den Vorteil, dass die Versorgungssicherheit erhöht und Netzverluste reduziert werden, da der Strom nicht über weite Strecken transportiert werden muss.
Allerdings ist die dezentrale Stromerzeugung oft teurer als die zentrale. Die höheren Kosten für Bau und Betrieb vieler kleiner Anlagen können zu Überkapazitäten führen und die Effizienz der Stromerzeugung beeinträchtigen. Dennoch ist die dezentrale Stromerzeugung ein wichtiger Baustein der Energiewende und wird auch in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen.
Das wird teuer: Die zunehmende dezentrale Stromerzeugung ist für die Netzbetreiber ein zusätzlicher Kostenfaktor, der ebenfalls auf die Verbraucher umgelegt wird und zu höheren Strompreisen führt.
Schlusswort
Es bleibt abzuwarten, wie sich der Wandel in der Stromerzeugung weiterentwickeln wird und welche Auswirkungen dies auf die Energieversorgung und die Kosten haben wird.
Eine ausgewogene Kombination aus intelligenter zentraler und dezentraler Stromerzeugung und Stromspeicherung könnte helfen, die Herausforderungen der Energiewende erfolgreich zu meistern.